Eröffnungsfest – 500 Jahre Brauerei Först
Das war und ist lebendige, erlebbare Geschichte, Tradition im wörtlichen Sinn (vom Lateinischen "tradere": weitergeben): Da steht ein junger Familienvater - selbst mit einem noch kleinen Kind auf dem Arm - am Mikrophon im Hof der Brauerei Först und begrüßt zusammen mit seiner lieben Frau und noch zwei weiteren Kindern die vielen, vielen Gäste, die zum Eröffnungsfest eines wirklich besonderen Jubeljahres zusammengekommen sind.
Das wunderschön renovierte und restaurierte Haus mit braunem Fachwerk, zu dem der Hof gehört, ist 500 Jahr alt und hat als einziges Haus in Drügendorf (neben einer Ölmühle) die Bauernkriege sowie den 30-jährigen Krieg überdauert - und auf ihm liegt seit 1525 die vom damaligen Bamberger Bischof erteilte "Schank-, Brau- und Wirtsgerechtigkeit"; als solche wurde damals das entsprechende Recht bezeichnet (Heute sind "ein Recht darauf haben, etwas zu tun" und "Gerechtigkeit" von der Wortbedeutung her ja nicht deckungsgleich !). Den so genannten Erbschänkstättenbrief aus jener Zeit hat Gerhard, der Vater des jetzigen Chefs Volker Först, noch als Junge beim Durchstöbern schon weggeworfener Dinge in unmittelbarer Nähe des Hauses entdeckt, fand ihn "spannend" und hütete ihn als seinen "Schatz", wohl ohne damals ermessen zu können, welchen historischen Schatz er tatsächlich gerettet hatte - von solchen Briefen ist es der älteste in ganz Franken und vermutlich gibt es auch keinen zweiten mehr aus der Zeit in ganz Deutschland.
Gerhard Först ist es auch, der immer wusste, dass der Familienname Först eigentlich erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts als Name der Brauerei auftaucht, vorher habe es viele Besitzerwechsel gegeben, aber zumal auch schon lange der Gasthaus-Name "Goldener Löwe" offiziell nicht mehr existiert und das Haus auch für die ältesten Lebenden aus der Marktgemeinde eben nur "Der Först" ist, kann man mit Fug und Recht in diesem Jahr "500 Jahre Brauerei Först" feiern !
Man spürte bei Volker Först deutlich nicht nur den Stolz und die Dankbarkeit, die er empfindet darauf, dass er nicht nur in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten durfte, sondern auch während der letzten Jahre den Familienbetrieb modernisieren und eigene Akzente setzen konnte - und er brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass er vielleicht irgendwann die Brauerei an eines seiner Kinder weitergeben, n o c h wörtlicher: "hinüber-geben" könne.
In einem Punkt war Volker Först auf jeden Fall zu "bescheiden", nämlich was die Först-Generationen betrifft, die bis heute gebraut haben bzw. brauen; er ging von der vierten aus, aber selbst für weniger schnelllebige Zeiten sind über 60 Jahre pro Generation zu viel - aber es geht zunächst um die auch für Laien überblickbare Zeit von seinem Urgroßvater Philipp über Großvater Josef und den schon genannten Vater Gerhard, der auch heute noch, wenn er gebraucht wird, mit Rat und Tat zur Seite steht.
Wahrscheinlich gehört Volker Först schon zur sechsten, siebten oder gar achten Generation. Das aber hofft Joachim Andraschke - der hier sehr bekannte und aus der Gemeinde stammende Namenforscher, Genealoge und Landeskundler - noch bis Ende dieses Jubeljahres auf der Basis wissenschaftlicher Quellen belegen zu können. Joachim Andraschke nahm auch (der Volksfest ähnlichen Gesamtstimmung angemessen) das Publikum in lockerem Stil und "im Schweinsgalopp" mit auf eine kurze Reise durch die Geschichte des Dorfes und der Brauerei, stellte Drügendorf als ursprüngliche Burgunder-Siedlung vor, die schon früh eine (heute würde man sagen:) recht gute "Infrastruktur" aufwies und auch schon zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert als so genanntes "Obleydorf" Anziehungspunkt war; "Obley" hat etwas mit den Lebensmitteln und auch mit Geldgeschenken und Abgaben zu tun, die an Klöster wie auch an den Bamberger Dom und an geistliche Stifter entrichtet wurden. Die eigene Begeisterung des Historikers war unüberhörbar: "Es ist doch sagenhaft, dass es dieses Anwesen gibt und dass die Familiengeschichte immer mit der Brauerei verbunden war !" - und das auf dem Haus liegende Recht könne nicht weggenommen werden - auch heute nicht (... "selbst nicht in einem Sozialismus", fügte er frotzelnd hinzu.)
Große Freude über alles Gelungene - auch mit Unterstützung der Marktgemeinde und des Staates - spürte man auch bei 1. Bürgermeister Claus Schwarzmann: Er gratulierte dem Ehepaar Nicole und Volker Först sehr herzlich, betonte aber, dass bei allem berechtigten Stolz ein solches Erbe auch Verpflichtung sei und dass diese auch erst einmal an- und aufgenommen werden müsse; das sei aber tatsächlich sogar mit Herzblut geschehen ! Besondere Achtung empfinde er Nicole Först gegenüber, die einen "sicheren Job" als Erzieherin aufgegeben habe, um ihrem Mann in die Selbstständigkeit zu folgen und ihn mit viel Ermutigung und auch vielen kreativen Ideen zu unterstützen - wie der es selber anfangs betont hatte ! Claus Schwarzmann zelebrierte (mehr symbolisch, weil bei der Menschenmenge die Biermenge in dem vergleichsweise kleinen Holzfass nicht lange ausreichte und aus einem großen, glänzenden Edelstahlgefäß weitergezapft wurde), also: Bürgermeister Schwarzmann zelebrierte den Bieranstich - ganz ohne sich zu blamieren, wie er erst befürchtet hatte !
Mit kaum einem Spritzer kam das Bier und er schänkte auch noch weiter den "Hopfentrunk" bis zum letzten Tropfen in die Krüge, die ihm seine Bürger reichten.
Ein wichtiger offizieller Gast war auch Georg Rittmayr, der Präsident des Verbandes Privater Brauereien in Bayern. Auch er gratulierte der Familie Först herzlich, bot jegliche notwendige Hilfe an und überreichte eine große gerahmte Urkunde, mahnte aber auch alle anwesenden Freunde des Bieres, sich gerade den kleineren Familienbrauereien gegenüber fair zu verhalten und deren Qualität mehr zu schätzen als billige Preise !
Schöner und würdiger kann man ein 500-jähriges Jubiläum - beginnend mit dem 23. April, dem Tag des Bieres, wohl kaum feiern !

